Heute möchte ich euch zeigen, wie man schon mit einigen Kniffen und wenig Aufwand Gebäude altern kann. Viele Modellbauer trauen sich nicht an das Thema ran, da sie befürchten ihre Gebäude zu verschandeln anstatt aufzuwerten, weil sie keinerlei Erfahrung mit dem Altern haben.

Mein Leitspruch ist „Lieber schlecht gealtert als gar nicht!“.  Die glänzend bunten Plastikmodelle fand ich schon immer grauenvoll anzusehen. Ich habe daher schon immer mit großer Bewunderung mir Bilder von absoluten Alterungs-Profis angeschaut, wo man fast nicht mehr erkennt ob das ein echtes Bild ist oder ein Modell.

Davon bin ich zwar noch Meilenweit entfernt, aber Übung macht den Meister – man muss sich nur trauen!



Für das Altern gibt es viele Begriffe wie z.B. „Supern“, „Patinieren“, oder aus dem Englischen „Weathering“.

Es gib aber noch weit mehr Techniken des Alterns, die ich hier beschreiben will.

 

Aber mit was fangen wir an? Am besten mit dem Vorbild in der echten Natur!

Ich muss gestehen das ich, seitdem ich mich mit diesen Thema beschäftige, mit ganz anderen Augen durch die Welt gehe. Man achtet viel mehr auf Details und schaut sich Dinge ab die einen nie vorher aufgefallen sind, wie z.B. Dächer, verwitterte Hauswände, oder verrostetes Metall.

Auch hier gilt „Die Natur ist der beste Lehrer!“. Parallel dazu kann man sich auch viele Bilder aus dem Internet anschauen um ein Eindruck zu bekommen, in welche Richtung die Alterung gehen soll.

 

Mit am wichtigsten bei der Alterung sind die Dächer von den Häusern, da man als Betrachter der Modellbahn meistens von schräg oben genau darauf schaut und diese als erstes in den Blick fallen.

Wir alle kennen diese knall-roten glänzenden Plastikdächer – doch schauen wir sie uns mal in Echt an:

 

Wirklich rot sehen sie nur aus, wenn sie frisch gedeckt sind. Nach ein paar Jahren bekommen sie dann schwarze Flecken oder es wächst sogar Moos darauf. Dachpappe und Schieferdächer kriegen weiße Flecken und Blechdächer rosten.

Das wollen wir heute nach machen! So viel zur Theorie – nun die Praxis. 


Wassermalfarben machen Kinder froh und Erwachsene ebenso!

Wassermalfarben sind der perfekte Anfang um sich langsam mit der Alterung vertraut zu machen. Man bekommt sie in jedem Spielwaren-oder Bastelgeschäft.

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Der Vorteil von Wasserfarben besteht darin, dass man sie ganz einfach wieder mit ein bisschen Wasser abwischen kann, wenn einen das Ergebnis nicht so gefällt.

Bei der Wassermalfarbe gibt es zwei Maltechniken:

 

Aquarelltechnik  (Lavieren)


Für diese Technik nehmen wir einen Kleinen Behälter z.B. ein Deckel vom Marmeladenglas und füllen ihn ein wenig mit Wasser. Danach mischen wir ganz wenig Farbe rein, so dass es eine trübe und schmutzige Brühe wird.

Die tragen wir dann mit dem Pinsel auf unser Objekt auf und verwischen sie überall. Falls man zu viel aufgetragen hat, kann man es ganz einfach mit Küchenrolle oder ein Lappen abwischen. So entsteht eine unregelmäßige fleckige Fläche

 

Trockenmaltechnik (Trockenbürsten)

 

Dies ist die zweite Technik die man mit Wasserfarben anwenden kann und ist das genaue Gegenteil von der Aquarelltechnik. Am häufigsten wird sie beim Altern von Dächern oder Mauern eingesetzt, da sich die Farbe schön in den feinen Ritzen fest setzt.

Hierfür brauchen wir sehr dickflüssige Farbe. Sie sollte am besten die Konsistenz von Schuhcreme haben. Dafür kann man die Farbtöpfe einfach offen stehen lassen, so dass sie ein bisschen austrocknen.

Wenn sie schön dickflüssig ist, nehmen wir einen alten Schwamm, Lappen oder Küchenrolle und nehmen uns nur ganz wenig Farbe. Wenn zu viel Farbe am Schwamm ist, kann man sie einfach an einer Zeitung abstreifen.

So lässt sich Mörtel zwischen den Mauersteinen, oder Verschmutzung auf den Dächern darstellen.


Hier 2 Beispielbilder für den Mörtel in den Mauerfugen:


Patinieren mit Pulverfarben

Sind wir beim Üben mit Wassermalfarben etwas sicherer geworden, können wir uns an den Pulverfarben probieren. Pulverfarben sind die blanken Farbpigmente ohne Binder.

Man sollte sich ein kleines Sortiment an verschiedenen Farben zulegen, die am häufigsten Verwendung finden. Da wäre z.B.:

 

- Moosgrün/Dunkelgrün - zum darstellen von Moos

- Ocker - eignet sich hervorragend zum Holz altern

- Schwarz - zum darstellen von Ruß oder Verschmutzung

- Englischrot - damit kann man Dächer oder Ziegelmauern altern

- Schiefergrau - wie der Name schon sagt zum altern von Schieferdächer

- Rost - ja nun...zum darstellen von Rost ^^


Ich habe meine Pulverfarben bei Ebay gekauft. Dort gibt es mehrere Händler die diese anbieten. Einfach mal bei Ebay "Modellbau Pulverfarben" eingeben und man sollte fündig werden. Alternativ gibt es sicherlich auch viele andere Onlinehändler die diese Farben anbieten. 

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Zusätzlich brauchen wir noch ein Fixierspray um die gealterten Objekte auch grifffest zu machen. Wir wollen ja nicht das die Farbe nach einmal anfassen wieder an unseren Finger klebt! :)

Dazu eignet sich hervorragend matter Sprühlack wie z.B. hier von Tamiya. Oder man nimmt Haarlack von der Freundin. Damit habe ich aber noch keine Erfahrungen gemacht und kann deshalb nichts dazu sagen.

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Bevor wir anfangen sollte noch gesagt sein, dass das Arbeiten mit Pulverfarben eine große Sauerei ist. Darum sollte man am besten in einem Behälter arbeiten. Ein flacher Pappkarton wie auf dem Bild reicht dafür völlig aus.

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Bei glatten Oberflächen, wie z.B. Plastik, empfiehlt sich zuerst eine hauch dünne Schicht Klarlack aufzubringen, damit das Pulver erst einmal haften kann. Dazu sprühen wir das Objekt einfach von weiten ganz kurz an. Es darf aber nicht zu viel Lack drauf sein, da sich das Pulver sonst auflöst und zu normaler flüssiger Farbe wird.

Danach tragen wir mit einem feinen Pinsel mit tupfenden Bewegungen ganz wenig Pulverfarbe auf.

 

Bei rauheren Oberflächen, wie z.B. Holz oder Pappe (Lasercut-Bausätze), kann man sich das vorherige Sprühen mit dem Klarlack sparen, da die Farbpigmente auch so wunderbar auf unserem Objekt haften.

Wenn wir fertig mit altern sind sprühen wir noch einmal einen ganz feinen Hauch von Klarlack über unser Kunstwerk um es grifffest zu machen. Um himmels willen nicht zu viel Lack aufbringen, da das Pulver sonst wie schon erwähnt, zu Farbe wird und verläuft. Damit wäre unsere mühevolle Arbeit dahin! Daher hauch dünn von ungefähr 40-50cm Entfernung einnebeln.


Aus neu mach alt

Das anrosten von Objekten ist auch eine Möglichkeit das Gesamtbild natürlicher aussehen zu lassen.


Wenn ich vom "rosten" spreche, meine ich natürlich das aufbringen von Rostpatina auf Objekte und nicht, wie so mancher Bekannter von mir denkt, das Verzehren von Rostwürsten und Bräteln! ^^


Wer kennt nicht diese alten verrosteten Dachrinnen, verrostete Gleise die nicht mehr befahren werden, oder verrostete Metallteile die schon Jahrzehnte der Witterung ausgesetzt waren und nie gepflegt wurden.

Auch das macht man am besten mit Pulverfarben, da echter Rost ja auch nichts anderes als Pulver ist. Das Ergebnis mit Lackfarben hat mich nicht wirklich überzeugt, da man nur schwer die verschiedenen Rostfarben darstellen kann und die Oberfläche nicht so schön rau wirkt wie bei Patina. Denn wer sich Rost mal genauer angeschaut hat, wird feststellen, dass er die ganze Farbpalette von braun über rot, orange bis gelb abdeckt. Daher kann man den Rost mit nur einer Farbe nicht glaubwürdig darstellen.

 

Hier einige Beispielbilder:

 

Aus diesem Grund sollten wir uns am besten mehrere Rostfarben zulegen. Man kann auch ganz einfach seine eigene Rostpatina selber herstellen und sie dann zusammen mit der gekauften in mehreren Schichten aufbringen. Um so besser sieht dann das Endergebnis aus.

Dazu suchen wir uns irgendwelche stark verrosteten Metallteile aus Opas Werkstatt oder von der Arbeit und kratzen den Rost ab. Zuhause zerkleinern wir das Pulver und die Rost-Teile zu ganz feinem Pulver und fertig ist unsere eigene Rostpatina!

 

Damit können wir nun mit der oben beschriebenen Methode alles rosten was wir wollen, von Plastik-Zäune über Waggon-Fahrwerke oder Blechdächern. Eurer Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt!

Zusätzlich zu der Methode mit dem Klarlack habe ich noch eine eigene entwickelt, indem ich einfach ganz dünn mit dem Finger Ponal-Leim auftrage und dann mit der Rostpatina drauf tupfe. So kann man stark verrostete Sachen darstellen, wo sich der Rost schon leicht hebt.

 

Hier einige Beispielbilder von mir:


Altern mit Druckluft

Airbrush ist auch eine verbreitete Methode um zu Modelle zu altern. Leider ist das auch die teuerste denn ein gutes Einsteigerset mit Double-Action-Pistole kostet mindestens 80 Euro. Auch sollte man beim Airbrush wissen was man macht, denn einmal die Farbe drauf gesprüht geht sie nur schwer wieder ab. Dazu kommt das zeitaufwendige Reinigen der einzelnen Komponenten nach jedem Gebrauch hinzu.

 

Ich selber habe ein Airbrush-System und habe damit schon meine Gleise gealtert, sowie dass Gras und das Rapsfeld farblich nachbehandelt. Airbrush eignet sich auch hervorragend zum umlackieren von Lok-Gehäusen. Also eine Fehlinvestition ist es auf keinen Fall!

Doch vom Altern von Gebäuden oder des Rollmaterials habe ich mit Airbrush noch keine Erfahrung vorzuweisen. Deshalb schließe das Thema an dieser Stelle ab.

Es sei noch gesagt, das man aber mit Airbrush verblüffend gute Ergebnisse erzielen kann, wovon ich mich schon auf vielen Bildern überzeugen konnte.


Details und individualisieren

Zu guter letzt widmen wir uns dem individualisieren von Gebäuden um ihnen einen persönlichen Touch zu geben, so dass sie mehr bewohnt/benutzt aussehen und nicht so statisch sauber wie aus der Verpackung erscheinen.  Auch das gehört für mich zum Altern hinzu.

Hier kommt weniger die Farbe sondern mehr die Fantasie zum Einsatz. Man kann Gebäudeteile anders arrangieren, aus Teilen von vorherigen Bausätzen etwas hinzu fügen, oder Kleinigkeiten wie z.B. Graffiti, offen stehende Fenster, einen umgeworfenen Papierkorb, Blätter auf dem Dach vom nahe stehenden Baum, Vogelschiss auf der Dachkante, kaputte Fensterscheiben bei alten Industriegebäuden, oder Efeubewuchs an Mauer oder Häuserwänden.

Auch Moos auf den Dächern kann man einfach darstellen, indem man kleine Tropfen Leim mit einem Zahnstocher aufbringt und dann mit der Pulverfarbe „Moosgrün“ drauf tupft.

Das sind nur einige Beispiele um zu verdeutlichen was ich meine. So wird die Szenerie lebendig und greifbarer und wirk nicht so sauber und klinisch rein wie ein Atomtest-Dorf in der Wüste von Nevada vor dem Einschlag.^^

 

Hier einige Beispielbilder:

 

Noch ein kleiner Tipp am Rande: Wenn man einmal die Häuser beim Wickel hat und die Hände voller Farbe, kann man auch gleich das Innenleben bemalen. Dazu hält man von unten eine Lichtquelle rein und schaut, wo alles das Licht durch die Plastik leuchtet. Dann nimmt man ein Pinsel und schwarze Abtönfarbe (die schön dickflüssig ist und gut deckt) und malt von innen alle Stellen zu, wo das Licht noch durch scheint. Im gleichen Arbeitsgang überlegen wir uns welche Raumverteilung das Haus haben könnte und dunkeln einige Fenster mit der schwarzen Farbe ab und machen sie somit Lichtundurchlässig. In der Wirklichkeit leuchten nämlich auch nie alle Fenster eines Hauses! Das ist noch ein weit verbreiteter Fehler vieler Modellbauer.

Meistens ist nur das Wohnzimmer, das Kinderzimmer oder vielleicht mal kurz die Küche beleuchtet, wenn Papa mal einen nächtlichen Fress-Flash kriegt. ^^

 

 

Das war`s wieder von mir zu diesen Thema. Ich kann euch nur raten: „Traut euch!“, denn nur mit ausprobieren kann man eigene Erfahrungen sammeln.

In diesem Sinne wünsche ich euch viel Spaß und Erfolg beim ausprobieren!

 

Euer Marcel